RP, 04.06.2023, Rheinberg, Foto: Uwe Plien
KPIP-Festival sprengt alle Erwartungen
Drei Tage Musik und Kunst im Rheinberger Stadtpark
Rheinberg · Drei Tage lang stand der Rheinberger Stadtpark im Zeichen der Musik, Kunst und des Miteinanders. Das Programm war so vielfältig wie die Festival-Gänger. Jung und Alt feierten am Spanischen Vallan ein gemeinsames Fest.
Rheinberg ist endgültig eine Festivalstadt, dass machte das KPIP (Kultur Projekte im Park) am Wochenende eindrucksvoll deutlich. Bereits am Freitagmorgen waren rund 17.000 Gäste gekommen, die allerdings nicht eingeladen waren: In unmittelbarer Nähe der Stände hatte sich ein Bienenschwarm niedergelassen. Imker Wilhelm Lutz, der mit seiner Frau Lara in der Nähe seinen Honig verkauft, konnte den Schwarm rechtzeitig umsiedeln. Am Nachmittag ging es dann mit „Techno im Park“ los. Besucher auf Decken, in Liegestühlen oder tanzend vor der Bühne sorgten zum Sound von „Der Monarch“, „Franz Loszt & Apolonia“ oder „Kriz Fade“ bereits für Festivalfeeling.
„Was gestern hier los war, sprengt alles, was ich mir zu wünschen gewagt hätte“, erklärte Mitorganisatorin Manu Bechert bei der offiziellen Eröffnung am Samstag mit Tränen in den Augen. Möglich gemacht haben das unzählige freiwillige Helferinnen und Helfer aus Rheinberg. „Herr Heyde, Sie sind Bürgermeister der Stadt mit den tollsten Einwohnern“, begrüßte Manu Bechert den Verwaltungschef. Der war erstmal froh, dass er dank des herrlichen Sommerwetters eine Sonnenbrille trug: „So sieht man meine Freudentränen nicht. Es ist großartig, was die Rheinberger hier auf die Beine gestellt haben. Ich bin saustolz auf das, was hier abgeht.“
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Festival-Planung nahm acht Monate in Anspruch
Vorbereitung Rund acht Monate dauerte die Planung für das Festival im Park. Acht Tage nahm allein der Aufbau in Anspruch, bei dem sich 20 Helfer um die Dekoration, die Technik und Beleuchtung, den Bühnen- und Thekenbau, Security, Social-Media-Betreuung und den Info-Point kümmerten.
Nachhaltig Um möglichst wenig Müll zu hinterlassen, wurde komplett auf Einweggeschirr und Plastikbecher verzichtet.
Ginge es nach dem Bürgermeister, kann das Event im Park seinen festen Platz im Rheinberger Veranstaltungskalender bekommen: „Wir tun alles dafür, dieses Festival zu etablieren und zu einem Alleinstellungsmerkmal der Stadt zu machen.“
Ein Festival für alle übrigens, so haben etwa Schülerinnen und Schüler für die ansprechende Deko und die Hinweisschilder gesorgt und durften dafür an Kunst- und Theaterangeboten teilnehmen. Neben der Hauptbühne wurde eine kleine Bühne bespielt, eingebettet in einen Kunstmarkt. Daran nahm auch der Kunststammtisch Adler mit über 500 Bildern, Tüchern und Skulpturen teil. Und weil die Künstler einmal da waren, haben sie ihre musizierenden Kollegen gleich mal portraitiert.
„Es ist so schön, es ist ein modernes Festival mit Urlaubsfeeling“, sagte Ulrike Bröcking. Modedesign-Student Henrik Höfer freute sich, seine selbst kreierten Shirts und Pullover einem größeren Publikum präsentieren zu dürfen: „Ich möchte mich lieber selbst verwirklichen, vielseitig und kreativ sein, als in einer Fabrik Hosen zu entwerfen.“
Der Auftakt des musikalischen Programms war der Band b3`06 vorbehalten. Dass die Rheinberger Coverband schon am Nachmittag jede Menge Publikum hatte, liegt daran, dass es sich allesamt um Schülerinnen und Schüler vom Amplonius-Gymnasium und der Europaschule handelt. „Wir haben natürlich unsere Abi-Klasse sowie Eltern und Freunde eingeladen“, erzählte Sängerin Maya Würzinger, die den seltsamen Bandnamen erklärte: „Wir durften in der Mittagspause einen provisorischen Probenraum in der Schule nutzen, das war der Raum B.306.“ Die Band experimentiert sehr viel, da bekommen Weihnachtslieder schon mal einen jazzigen oder funkigen Anstrich. Ihr Opener lag nach dem bestandenen Abitur auf der Hand: „Schools Out“ von Alice Cooper.
Im Anschluss zeigte Europaschülerin Laura Henkel im Duett mit Renan Cengiz mit dem Song „Creep“ von Radiohead ihr unglaubliches gesangliches Potential. Europaschulleiter Martin Reichert zeigte sich von dem Miteinander begeistert: „Wir sind Schulen für Rheinberg und das ist das Einzige, was zählt.“
In diesem Miteinander liegt auch der Erfolgsgarant der Veranstaltung. Das KPIP ist ein Happening, ein Mix der Generationen, der gesellschaftlichen und sozialen Schichten sowie der Kulturen. Ein Beispiel hierfür ist Aziz Khalifa, der abseits der Bühne wundervolle Bilder anbot oder die Namen der Besucher in deutscher und arabischer Sprache in hölzerne Schlüsselanhänger brannte. Seine Kunst entsteht gewöhnlich in einem kleinen Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in der Schule am Pulverturm, in dem der Syrer mit seiner sechsköpfigen Familie lebt. Sein sehnlicher Wunsch: „Ich wünsche mir so sehr, dass wir mal in einem Haus leben können, in dem ich ein eigenes Atelier habe“, sagte Khalifa.